Anomalie - Zyklus Thorben Perth

Donnerstag, 20. November 2014

Charaktere im Spannungsfeld sozialer Defizite

Die sozialen Zusammenhänge in dieser Welt zu verstehen ist ein Buch mit sieben Siegeln. Denn soziale Zusammenhänge folgen keinen Regeln, sondern Gefühlen. Ein Desaster, wenn man es sich gewohnt ist, seine Welt mit Regeln zu organisieren.

Wie soll man etwas lernen, was nur aus Ausnahmen besteht bzw. winzigste Unterscheide komplett andere Verhaltensweisen hervorrufen?

Eine der Überlebensstrategien eines Autisten ist es, andere zu beobachten und daraus zu lernen. Natürlich nicht Leute anstarren, sondern dezent beobachten. Eine andere, hunderte Male pro Tag Situationen im Kopf durchspielen und wie man am besten darauf reagiert. Wirr? Nein, nur systematisch. Versagen gibt es nicht und vor allem nicht peinliche Momente riskieren. Aufgrund eines Fehltrittes ausgelacht zu werden ist so ziemlich das Peinlichste und Erniedrigendste, was man sich vorstellen kann.

Was hat das mit Bücher schreiben zu tun? Nun, sehr viel. Hauptcharaktere tragen die Geschichten und müssen einerseits stimmig sein und andererseits Ecken und Kanten haben. Nur so lassen sich soziale Spannungen in den Geschichten aufbauen, unerwartete Wendungen realisieren oder Katastrophen heraufbeschwören.

Also hunderte Male Situationen durchspielen und schauen, welches den optimalsten Effekt auf die Geschichte ausübt, egal ob positiv oder negativ. Déjà-vu? Siehe oben.

Und dann ist da doch meist auch der unterbewusste Wunsch, man möge doch selbst der Held der Geschichte sein und nicht der angepasste Normalo, der unauffällig durchs Leben schleicht.

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