Gerade diese Jahreszeit ist für mich
besonders. Es ist Zeit Bilanz zu ziehen. Bei mir hat dies eine
besondere Bewandtnis: Ich kann mich gegenüber meinen Mitmenschen nur
sozial verhalten, indem ich im Kopf Buchhaltung führe.
Tönt skurril? Ist es auch. Ganz
einfaches Beispiel: Ein Kollege lädt mich zu einem belegten Brötchen
ein. Ich notiere mir das innerlich. Derselbe Kollege nimmt mich mit dem Auto
mit. Ich notiere mir das innerlich. Irgendwann habe ich zu viele Schulden diesem
Kollegen gegenüber und lade ihn, um das auszugleichen, zum Essen ein
oder zahle die nächste Tankfüllung, wenn sich die Chance dazu
ergibt.
Weihnachten ist hier viel Stress für
mich. So viele Personen, die mir etwas schenken und ich das irgendwie
wieder ausgleichen muss. Meine Bilanz schaut hier dann nicht immer
ausgeglichen aus und das stört mich.
Besonders schwierig, was schenkt man
zurück, wenn man noch gar nicht weiss, was man bekommt. Hier habe
ich über die letzten Jahren die Buchhaltung verfeinert. Nicht nur
Materielles wird einbezogen, sondern auch die persönliche
Wertschätzung gegenüber meinen Lieben. Ich erlaube mir hier und da
Abzüge oder Zuschläge zu vermerken. Nicht nur Materielles beziehe
ich hier ein, sondern auch Gefälligkeiten, Aushelfen oder einfach
nur einen gemütlichen Abend beisammen zu sein.
In meinen Büchern nutze ich diese Fähigkeiten, um soziale Spannungen zu generieren oder die vom Leser erwartete Gerechtigkeit wiederherzustellen.
In diesem Sinne schliesse ich meine
Buchhaltung für dieses Jahr. Nur wenige Posten sind noch offen. Es
war ein gutes Jahr. Ein paar Abschreiber erlaube ich mir auch dieses
Jahr. Denn so lebe ich: Gib zehn, nimm eins.