Anomalie - Zyklus Thorben Perth

Mittwoch, 19. August 2015

Yin Yang

Als Autist hat man eindeutig Schwächen in der Empathie. Bei mir drückt sich dies dahingehend aus, dass das soziale Gleichgewicht in mir drin gestört ist, sozusagen Yin und Yang nicht mehr ausgeglichen sind.

Die helle Seite ist für mich das Ideal, sozial zu sein, Gefühle zu zeigen, mich mit anderen zu freuen. Die dunkle Seite jedoch das, was ich persönlich nicht erstreben möchte. Aber genau diese Seite wird übermächtig, wenn ich mich meinem Urcharakter, den ich zur Geburt bekommen habe, hingebe. Ich würde innerhalb kürzester Zeit asozial, egoistisch und selbstverliebt werden.

Es ist ein ständiger Kampf in mir drin, genau dieses Gleichgewicht wieder herzustellen. Denn schließlich müssen sich beide Seiten ausleben können. Nur so kann man als Mensch ausgeglichen und glücklich sein. Nur wer gibt, kann auch etwas zurückbekommen. Aber wer nimmt, der wird daran erinnert, auch mal wieder was zurückzugeben.

Eigentlich paradox. Man muss sich zu etwas zwingen, um glücklich zu sein. Das bedingt aber auch, dass dieses Gleichgewicht nie optimal ist. Egal wie ausgeklügelt ich die Balance zu halten versuche, ca. 5% fehlen mir einfach immer. Das sind die Momente im Leben, in denen ich soziale Situationen falsch interpretiere oder die dunkle Seite mich kalt erwischt.

Die einzige Zeit, in der ich keine Kontrolle über mich habe, ist im Schlaf. Wenn ich über längere Zeit Stress habe und ich zu müde werde, die Balance aufrecht zu erhalten, dann kommt es zumal vor, dass sich mein dunkles Ich in der Nacht über Schlafwandeln austobt (wenn zumeist nur verbal, doch auch Worte verletzen). Für mich eine Katastrophe, da ich dann den völligen Kontrollverlust habe.

Ich habe über die Zeit meine Methoden gefunden, gerade Stresssituationen zu meistern über autogenes Training, Tai Chi, über Musik hören, Bücher schreiben, usw. Dennoch kommen diese Austicker immer wieder. Auch wenn sie für mich peinlich sind, so sind sie immer ein Gradmesser, dass ich es in der letzten Zeit übetrieben habe und wieder an mir arbeiten muss.

Yin und Yang gehören zusammen. Ausgeglichen machen sie glücklich. Ich schätze es sehr, dass ich es über die Jahre geschafft habe, diese Balance einigermaßen hinzukriegen. Nur wenn alle etwas von sich geben, haben alle zusammen mehr davon.

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