Bei einigen Asperger-Autisten, mich
nicht ausgenommen, fühlen sich Zahlen und Formeln einfach nur gut
an. Sie haben so eine logische Regelmässigkeit an sich. Dreht man an
einem Ort das Schräubchen, ist das Resultat an einem anderen Ort
zielsicher bestimmbar.
Welch ein Graus war für mich die
deutsche Sprache in der Primarschule. In den ersten Jahren hasste ich
Aufsätze und Geschichten schreiben. Das Ding wollte sich einfach
keinen nachvollziehbaren Regeln stellen. Dementsprechend waren auch
die Noten im Keller beim freien Schreiben von Aufsätzen.
Die Freude der Sprache entdeckte ich
erst in der Realschule. Da stellte ich fest, dass auch das Deutsche
Regeln folgt, trotz der schieren Vielfalt an Möglichkeiten,
Kombinationen und Ausnahmen. Ja, auch Ausnahmen sind Regeln, wenn
auch nur eine Regel für einen einzelnen Fall.
Aufsätze waren von einem Monat auf den anderen meine liebste Tätigkeit. Die Vielfalt der Sprache wurde zu meinem Freund und die Texte ausgefeilter. Mit dem ersten Familiencomputer begann ich meine eigenen Bücher zu schreiben. Da konnte ich endlich experimentieren,
umstellen, umschreiben und feilen, bis sich die Sätze gut anfühlten.
Wenn ich heute die Texte von damals
lese, schmerzen mich die Sätze. Sie fühlen sich holprig und unreif
an (im Ernst, da liegen auch Jahrzehnte dazwischen). Ich habe in den Jahren so viele neue Regeln gelernt,
wie die deutsche Sprache noch schöner und runder wird, dass die
Ansprüche an die aneinandergereihten Worte viel höher liegen.
Denn heute weiss ich, wenn ich an einem
Wort im Satz die Schraube drehe, welche anderen Teile sich anpassen
müssen, damit der Lesefluss wieder stimmt. Das geht auch über mehrere Sätze hinweg, bis sie sich zu einem harmonischen Ganzen, einer Geschichte, zusammenfügen.
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