Zu reden, heisst spontan sein.
Spontanität ist einer meiner Feinde seit jeher. Alles soll sich ja
schliesslich in geordneten Bahnen bewegen. Aber ohne Reden geht
es eben nicht. Es ist ein notwendiges Übel, damit man nicht aus der
Gesellschaft ausgegrenzt wird.
Die deutsche Sprache hat zudem die
Angewohnheit, unendliche Möglichkeiten an Variationen zu bieten.
Wenn ich schreibe, dann geniesse ich diese Vielfalt, denn so kann ich die
Sprache spüren und die richtige Kombination der Wörter
herausfeilen, bis alles passt.
Nur beim Reden, da stolpere ich über
diese Möglichkeiten. Ich will zu viel sagen, zu viel verschachteln,
verhaspele mich. Mit den Sprichwörtern stehe ich dann auf
Kriegsfuss, obwohl ich alle wichtigen kenne, wenn ich schreibe. Beim
Reden verdrehe ich regelmässig Wörter, der Sinn geht verloren. Kaum
ausgesprochen, merke ich die Fehler. Das kann sogar soweit gehen,
dass ich genau das Gegenteil sage, von dem, was ich wirklich meine.
Ganz schlimm ist es, wenn ungeordnete
Gruppen aus Menschen um mich stehen und reden. Zumeist sind dies
Feste oder Versammlungen. Da fühlt sich der Raum wie ein Bienenstock
an. Ich verstehe kein Wort mehr und werde still, rede kaum noch. Dann
hilft mir nur noch das gezielte Fokussieren auf einzelne Personen.
Auch das Telefon fühlt sich nicht
richtig an. Ich kein Gegenüber und auch die Mimik und Gestik fehlt,
um alles richtig zu verstehen. Oft muss ich nachfragen, ob ich alles
richtig verstanden habe.
Es gibt nur eine Ausnahme, da ist Reden
einfach. Wenn es um meine Lieblingsthemen, meinen Wissenschatz in
einem einzelnen Bereich, geht. Da kann ich meine Gesprächspartner in Grund und
Boden reden – auch nicht wirklich gut, da ich es zu spät merke.
Zum Glück werde ich jedes Jahr älter
und darf auf einen grösseren Erfahrungsschatz zurückgreifen. So
fällt es mir heute wesentlich einfacher zu reden, als noch vor ein
paar Jahren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen